Verlag A.Radeke
Zeitschriften Verlag
Köpenicker Straße 40-41
Der Verlag fordert die Abo Kosten von einer Konkurs gegangenen Firma, dessen ehemaliger Eigentümer sich in einem Hotel in Prag aufhält?
1938? Konkurs? Flucht nach Prag?
Da steckt doch eine Geschichte dahinter, wie sie unter den Nazis so häufig vorkam, das wir selbst bei so einem Schriftstück darüber stolpern!
Tatsächlich handelte es sich bei Adolf Strenger um einen Kaufmann, der im jüdischen Adressbuch 1931 unter der Adresse: Schöneberg, Innsbrucker Straße 18 zu finden ist.
Er wurde am 22. Juni 1888 in Berlin geboren und starb am 6. November 1955 in West-Berlin.
Ganz offensichtlich war 1938 er aufgrund seiner Religionszugehörigkeit zur Aufgabe seines Geschäfts gezwungen.
Weiter führt uns die Suche zu einer Schauspielerin, Claire Rommer, gebürtig Klara Romberger, * 7. Dezember 1904 in Berlin-Mitte.
Seit dem 25. Juni 1927 war sie mit dem jüdischen Kaufmann und Handelsgerichtsrat Adolf Strenger (1888–1955) verheiratet.
Claire Rommer gehörte in den Jahren 1924 bis 1934 zu den zehn beliebtesten Filmschauspielerinnen in Deutschland.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten endete ihre Film- und Bühnenkarriere. Sie hatte 1934 ihren letzten Bühnenauftritt in der Revue Scala – "Etwas verrückt" an der Berliner Scala.
Empfehlung:
www.steffi-line.de/archiv_text/nost_film20b40/112_rommer_claire.htm
Sie konnte mit ihrer Stimme auch als Soubrette singen, was ebenfalls zu ihrem Erfolg beitrug.
Bereits 1936 erfolgte die Flucht das Ehepaars durch Umzug nach Prag.
Im Juli 1938 wurde sie von jeder Betätigung in der deutschen Filmwirtschaft mit der Begründung ausgeschlossen, sie sei vermutlich nicht arisch.
1936 erfolgte die Flucht nach Prag, dann nach Frankreich und dann über Lissabon in die USA, wo sie am 2. August 1940 ankamen.
Ankunft von Adolf Strenger und Claire Rommer in den USA auf dem La Guardia Airport New York am 2. August 1940.
Die beiden in Berlin geborenen mussten hier eine neue Heimat finden.
Die Verfolgung und die Flucht stellten auch das Ende ihrer Karriere als Schauspielerin dar.
Das Ehepaar blieb in den USA.
A.D.Strenger (Adolf Domp Strenger) veröffentlichte 1943 das Buch:
Adolph STRENGER, excerpt from
Insight Into the Nazi Industrial War Machine
Im Vorwort enthält es eine Friedensbotschaft.
Year: 1943
On March 15th, 1939 the Nazis invaded Czechoslovakia which had no longer any power of military resistance. On that day the Huns and the gangsters occupied my homeland under the ironic title "Protectorate.
I saw the beginning of the invasion in my home town of Prague. The Nazi hordes marched in for days, while the powerless Czechoslovakian population could do nothing but clench their fists and grind their teeth. That was the most sorrowful day of my life....
This cannibal, this slave dealer, Hitler, will learn that his war will not be won before the last battle. This last battle will be fought by the Allies with the result of a complete victory....
At present nearly all the European countries are occupied by the Nazis. As for the few non-belligerent ones, their resources have been drawn on by the Nazis to such an extent that they have become impoverished themselves....
The United States of America with its vast resources will be the only power in the world, after the war, which will be in a position to lay the foundation for a lasting peace....
It is a foregone conclusion that the United States of America and her Allies will win this war.
Then Nazi Germany will have to swallow its own bitter medicine, and sooner or later, she will fold up and collapse....
The conquered countries will never forget any help America may render them in their reconstruction....
For seven years I fled Hitler, persecuted on account of activities hostile to Nazi authority, Nazism and Nazi rule.
A price was put upon my head, a price of 10,000 Reichmark, [or] approximately $3000. For such a bargain Schicklgruber could not get me. Hitler chased me away from Germany. He chased me away from Austria. He chased me away from my beloved home country of Czechoslovakia.
He chased me away from Poland, from Latvia, from Estonia, from Finland, from Norway, from Holland, from Belgium, from France.
This gangster Hitler was always faster than I was.
Only once I was ahead of him by 3000 miles, in 1940 when I reached the United States of America with the Dixie Clipper.
I am grateful to live in the United States of America. I am grateful that I can live here again like a free human being. I am grateful and proud that I can help the war effort. What freedom means can only be fully understood by someone who has lost his freedom. What freedom means can only be justly understood by someone who has regained it. Freedom means that one must fight for freedom, and it is a gift worth dying for.
"
God Bless America.
Bei einem Besuch West Berlins starb Adolf Strenger am 6. November 1955 an einer Lungenembolie.
Danach heiratet sie nocheinmal in den USA.
Klara Rommer ist am 19. August 1996 im Chelsea and Westminster Hospital in London, von der Öffentlichkeit vergessen, an einer Lungenentzündung gestorben(Death Certificate App. No. 1877541-1) .
Obwohl das "e" in beiden Schreiben offensichtlich funktioniert, will die Schreibmaschine den Namen nach dem Heil nicht wirklich schreiben.
Auch die Mutter von Adolf Strenger, Selda Strenger, findet sich 1931 im jüdischen Adressbuch: Selda Strenger, NW87, Klopstockstr. 37
Sie wurde am 20. April 1856 in Zanneck geboren.
andere Namen:
Selda Domb; Selda Strengerova
Ihr Kurzwarengeschäft befand sich in der "Neue Friedrichstraße 36"
Sie floh legal nach Prag und musste dafür "
Reichsfluchtsteuer" ( Reichsfluchtsteuer seit dem Machtantritt Hitlers zur wirtschaftlichen Existenzvernichtung der Emigranten eingesetzt. ) bezahlen.
Doch 1939 okkupierten die Faschisten auch die CSR.
Am 19.10.1942 wurde Selda Strenger aus Prag nach dem KZ Theresienstadt deportiert, dort sofort ermordet.
Offertenblatt, Allgemeines für Krankenhausbedarf
Alfred Radeke
S016, Köpenicker Str. 40
1933
Allgemeine deutsche Musiker-Zeitung
Amtl.Blatt des Reichsverb. deutscher Berufsmusiker
Alfred Radeke
S016, Cöpenicker Str. 40/41
Deutsche Schülerzeitung
Berlin SO 16, Köpenickerstr. 40/41
1933
Die Druckerei des Herrn Adolf Radeke muß 1938 von hier umziehen,
weil das Fabrikgebäude zum Kühlhaus umgebaut wurde und findet sich dann in der
Köpenicker Straße 36-38.
Nach dem Krieg findet sich die Druckerei am Kottbusser Ufer Nr. 41.
Die Gebäude an der Köpenicker Straße 36-38 wurden zum großen Teil im Krieg zerstört.
Während die Bewohner oft alles verloren, wurde den Firmen der Verlust von der Reichsbank voll erstattet.
A. Radeke Verlag, nach dem 2. Weltkrieg am Kottbusser Ufer 41