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In diesem Haus wohnte 1936-1939 der Widerstandskämpfer Günter Stillmann (geboren: 2. Mai 1912 in Berlin, † 27.01.1986), ein jüdischer Kommunist.
1935 zog er als Untermieter in die Brückenstraße 6 ins Hinterhaus.
Anfang 1936 zog er wiederum als Untermieter in ein Haus in der Köpenicker Straße, Ecke Michaelkirchstraße.
Günter Stillmann berichtete, das sich sein Wohnhaus an der Ecke Michaelkirchstraße gegenüber einem Polizeirevier und einem Delikatessenladen befand.
Ein Delikatessengeschäft F.Foerck Nachf., Inhaber Otto Schoenebeck an der Michaelkirchstraße findet sich im Adressbuch in der Nr. 118,
das Polizeirevier 12 zur damaligen Zeit in der Köpenicker Straße 119.
Dokumente benennen als Adresse die Nr. 60/61. Der Hauptmieter war ein Herr Kaufmann.
Die Widerstandsgruppe traf sich in seiner Wohnung.
Es wurden Drucksachen verfasst und Inhaftierten geholfen.
Günter Stillmann übernahm auch Boten- und Kurierdienste.
Zur Gruppe gehörten auch Rosa und Siegbert Kahn.
Günter Stillmann war als Kurier für die KPD tätig.
Nach den Progromen durch die Nazis besuchte er Palestina, kam aber - für ihn selbstverständlich- nach kurzer Zeit zurück.
Eine Episode erzählt, wie eine Gruppe uniformierter Nazis mit einem LKW vor dem Haus hielt und die Uniformierten ins Haus stürmte.
Stillmann flüchte in den Seitenflügel des Hauses und wartete auf das Kommen der Schläger... Aber sie kamen nicht.
Als er vorsichtig von der Wohnung zur Köpenicker Strasse aus dem Fenster sah, kamen die Schläger in schwarzen, neuen SS-Uniformen aus dem Haus...
Auch eine Hausdurchsuchung durch die auf der anderen Strassenseite befindliche Polizeistation hat er zu dieser Zeit erleben müssen.
Er verließ den Kontinent 1939 illegal mit einem Schiff und wanderte nun nach Palestina aus.
(Er wird in der Passagierliste der "Dora" aufgeführt über die auf der Homepage http://danielabraham.net/tree/related/dora/ veröffentlicht ist.
"List 2: List of Passengers who boarded the Dora in Antwerp, 19. July 1939
Source: The Foreign Police in Belgium ARA; Foreign Police files, A177.761 (via Janiv Stamberger)
Unter britischer Besatzung waren kommunistische Juden auch in Palestina unerwünscht und wurden verfolgt.
Erst mit Beginn der Anti-Hitlerkoalition konnte die KP-Palestinas, der Stillmann inzwischen angehörte, offene Strukturen aufbauen.
Er kehrte nach der Emigration (1939) nach Deutschland (1948) zurück.
Als jüdischer Kommunist entschied er sich für ein Leben in der DDR.
Er ist auf dem Friedhof der Sozialisten in Berlin-Friedichsfelde beerdigt.
Literaturempfehlung:
Stillmann, Günter:
Berlin - Palästina und zurück Erinnerungen / Günter Stillmann
Berlin Dietz, 1989.
ISBN 3320012258
"...bei Günter Stillmann traf sich auch der Freudeskreis um Siegbert Kahn. Während die Judenverfolgung bei vielen Juden dazu führte sich aus politischen Organisationen zurückzuziehen,
"blieb die Gruppe der verfolgten deutschen Arbeiterbewegung verbunden:"
Günter Stillmann und seine Frau Ilse waren mit Siegbert Kahn (1909-1976) die bestimmenden Persönlichkeiten in der Gruppe.
Siegbert Kahn wurde bereits 1933 verhaftet und erlitt schwere Mißhandlung im Konzentrationslager.
Von der NS-Justiz für den Widerstand für den KJVD 1934 zu zwei Jahren und neun Monaten
Zuchthaus verurteilt, setzte er nach seiner Verhaftung (1936) seine Untergrundarbeit fort.
Nach den Progromen 1938 emigrierten die meisten Mitglieder der Gruppe."
Zitiert aus: Widerstand in Mitte und Tiergarten -Hans-Rainer Sandhof ISBN: F3-92 60 82 03-8
Nach Günther Stillmann wurde die Firma Julius Michaelis - Beuthstraße 4, bei der er als Hutverteter tätig war und dessen Inhaber als "jüdisch" eingestuft wurden, entschädigungslos durch die Faschisten enteignet.
(1934)
heute: --- im Aufbau ----