damals...
1895 zeichnet der Flugpionier Otto Lilienthal vom Grundstück Köpenicker Straße 126 II aus, das Fabrikgelände Köpenicker Straße 48 bis 50.
Zu sehen ist das Einfahrtsschild Mörtel-Werk (Nr. 49), ein Schild mit dem Hinweis auf eine Nutzholzhandlung, eine Fourage Handlung Schubert und Geube, die Asphaltfabrik H.Winter und ein Schild von der noch existierenden Firma Bergmann und Franz (Nr. 50)
Das Bild liegt im "Deutschen Museum" in München und wurde in einem Buch veröffentlicht.
gegründet als Stock Motorpflug GmbH (von Robert Stock)
Einer Broschüre des DAZ zufolge wurde das Gebäude 1904 errichtet.
Herstellung des ersten motorisierten Pflugs Deutschlands
Stock Motorpflug AG
Herstellung und Vertrieb von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten.
Gegründet am 4.7.1916 mit Wirkung ab 1.1.1916;
eingetragen am 26.8.1916. Nach 1925 mehrfach in Zahlungsschwierigkeiten;
1929 Verlust von mehr als 50 % des A.-K.s;
1938 nicht mehr im Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften aufgeführt.
An dem Standort in der Köpenicker Straße werden bis 1945 Traktoren durch die Stock Motorpflug GmbH hergestellt.
Die heutige Motorpflug AG besteht in dieser Form seit 1916 und ist hervorgegangen aus der Stock Motorpflug GmbH.
Der Hauptfabrikationszweig ist die Herstellung von Motoren und motorisch betriebenen Pflügen.
Dem Gründer der Firma ist es gelungen, einen Pflug zu konstruieren, der die Anpassung an die verschiedene Bodenbeschaffenheit, an die Geländeunterschiede und eine sichere und bequeme Tiefenverstellung ermöglicht.
Jedes mühsame, langwierige Hochwinden oder Senken des Pflugrahmens durch Handkurbel oder Handrad fällt fort...
... Der Firma ist es gelungen im ersten Drittel des Jahres 1925 rund 1000 Stockpflüge zu verkaufen.
Landmaschinen TU Dresden - Stock Motorpflug
Kurzbiograpfie von Robert Stock
Stock-Motorpflug AG
Werbekarte der Stock Motorpflug AG, auf dieser Karte wirbt man wohl mit dem Produkt des Produkts, dem gepflügtem Acker
Verantwortlich für den Bau des ersten Motorpfluges ist der Ingenieur Karl Gleiche, der 1918 seinen 65. Geburtstag feierte:
Stock Motorrad Herstellung in der Köpenicker Straße (siehe Anzeige links)
Motorrad von Weltrang
Wieder als GmbH: Feier der Herstellung des 50.igsten Stock Traktors,
datiert auf den 24.März 1936
Robert Stock war mit weiteren Firmen erfolgreich. Aus einer Spindelfabrik für die Radioproduktion entwickelten sich die
Deutschen Telefonwerke (DETEWE), die ihren Sitz in der Zeughofstraße / Ecke Köpenicker Straße bis ins Jahr 2000 hatte.
Dann folgte die Produktion von Stock Motorpflügen auf diesem Grundstück.
Auch mit der
Herstellung von Spiralbohren hatte Robert Stock wirtschaftlichen Erfolg.
1941 - Stock-Traktoren auf dem Werksgelände in der Köpenicker Straße 48.
Im Hintergrund das Gebäude, das heute als Seifenfabrik (Nr.50) bezeichnet wird.
Es wurde 2014-2015 zu einem Wohngebäude umgebaut, Preis für eine Wohnung 1,5 Millionen Euro.
Hier befand sich die jüdische Firma
Fischer-Druck GmbH, (Druckerei)
gegründet 1923, übernommen 1936
Auch die
Merkur Verlagsdruckerei
befand sich in der Köpnicker Straße 48/49:
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farbenfrohe Einbände waren das Markenzeichen des Merkur Verlags |
Verlagsdruckerei Merkur Herausgeber Dr. Gustav Karpeles
Zwei Bände Heinrich Heine |
Na und wer war das Mädchen auf dem Einband?
" ...Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
ich kenn´ auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser. ..."
Ein altes Buch, aber Heine heute noch aktuell!
Nur das "sie" heute den Wein nicht mal mehr heimlich trinken...
Hier existierte das jüdische Unternehmen
"Cellaro Luxuskarten-Fabrik GmbH "
Köpenicker Straße 46 bis 49
welches 1923 gegründet und 1939 liquidiert wurde.
Die Firma begann ihren Betrieb unter dem Namen Cellu und Aëro
Cellu und Aëro
Fabrik feiner Luxuskarten und Papierwaren
Cellaro GmbH Luxuskartenfabrik ab 17.01. 1927
Luxuskartenfabrik Cellaro
Herstellung und Vertrieb von Post- und Glückwunschkarten,
"Cellaro Luxuskarten-Fabrik GmbH "
Herstellung und Vertrieb von Post- und Glückwunschkarten,
Köpenicker Straße 46 bis 49
welches 1923 gegründet und 1939 liquidiert wurde.
Kunstlederwaren Fabrik
Gebrüder Zuckermann
Köpenicker Straße 48/49
Das 1910 gegründete Unternehmen der Gebrüder Zuckermann wurde von den Faschisten als "jüdisch" eingestuft und mußte 1939 das Geschäft deshalb aufgeben.
Das schon arisierte Unternehmen macht hier Kosten gegen eine Firma S.Strenger geltend, das aufgrund der Verfolgung seiner jüdischen Inhaber, ebendfalls schließen musste.
Das 1910 gegründete Unternehmen der Gebrüder Zuckermann wurde von den Faschisten als "jüdisch" eingestuft und mußte 1938 das Geschäft deshalb aufgeben.
Es wurde von Hossfeldt und Lehmann weitergeführt.
Der Hinweis auf die Gebrüder Zuckermann findet sich noch im Firmenbriefkopf.
Auch im Briefkopf befindet sich der Hinweis auf die Deutsche Bank in der der
Köpenicker Straße 40/41
und auf eine weitere Filiale in Offenbach.
Kunstleder spielte für das faschsistische Deutschland eine wichtige Rolle (z.B. Soldatenstiefel). Es tobte ein erbitteter Ressoursenkampf unter den Unternehmen, die Leder benötigten.
Die Leder und Kunstlederproduktion wurde im Prinzip deshalb von den Nazis staatlich gesteuert und kontrolliert, weshalb nur Unternehmen mit Macht und Einfluß an diese Rohstoffe kamen, wie z.B.
Salamander
Bergwerks- und Hüttenprodukte Grosshandlung, in der Köpnicker 48 - 49
Karte gelaufen 21.02.1898
Ferdinand Stange AG; Köpenicker Straße 48/49
Auch dieses Unternehmen macht Eigentumsforderungen gegenüber dem zur Schließung gezwungenen jüdischen Kurzwarengeschäft der
Witwe S.Strenger geltend.
D.M. Osborne & Co m.b.H.
Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte
(1904)
Reiche und Halberstam
Treibriemenfabrik
(1904)
Harnier, Kurt
Rechtsanwalt. u. Notar
SO 16, Köpenicker Str. 48-49
(1941)
Xaidis, Nestor
Zigarettenfabrik
SO 16, Köpenicker Str. 48
(1941)
Für die Maschinenfabrik Jung wurde der Schornstein auf dem Gelände wohl nicht mehr benötigt.
Er wurde im Oktober 1943 zurückgebaut, wenn die Angaben auf dem Foto richtig sind.
Maschinenfabrik Karl Jung
Spezialisierung auf Schleifmaschinen
Karl Jung - Gewindeschneidmaschinen
Zwangsarbeit wurde im zweiten Weltkrieg hier für den Rüstungsbetrieb
Jung, Karl (1949 VEB Verzeichnis - Betriebsstätte von G.Kärger) Mitte Köpenicker Str. 48 geleistet.
Die Firma demontierte ihr Werk nach 1945 (sonst wäre es Volkseigentum geworden) und baute es in Göppingen wieder auf, wo es noch heute existiert.
Die Produktion von Flächenschleifmaschinen wurde aber auch zu DDR-Zeiten fortgesetzt um den qualifizierten Arbeitskräften eine Zukunft in Berlin zu bieten.
Hier wohnte das Ehepaar
Charlotte und
Erich Garske,
das 1942 den KPD-Funktionär Wilhelm Knöchel bei sich versteckte, der im Ruhrgebiet eine Widerstandsorganisation aufgebaut hatte, die unter anderem die Zeitschrift "Der Friedenskämpfer" verbreitete und erst durch Denunziation von der Gestapo entdeckt wurde.
Viele, der über 100 Angehörigen der Widerstandsgruppe überlebten schon die Verhöre nicht.
Wilhelm Knöchel wurde 1943 festgenommen und 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.
Das Ehepaar Garske wurde im Dezember 1943 in Plötzensee hingerichtet.
(Quelle: Widerstand in Kreuzberg, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Hans-Rainer Sandvoß)
heute:
Zu DDR-Zeiten befand sich hier der VEB BECON, der Herrenoberbekleidung herstellte.
Eine Firma mit diesen Namen existiert heute noch.
Hier befindet sich in den alten Räumlichkeiten das Deutsche Architektur Zentrum.
Das Grundstück wurde 1993 von der Treuhand für 18,5 Millionen DM verkauft.
www.daz.de